Erntedank (01.10.2023)

Die Haltung des Dankens hat es bei uns nicht leicht. Wir leben in Zeiten, in denen vor allem Rechte und Verantwortlichkeiten eine große Rolle spielen. Eine noch so kleine Geste wie das Vorlassen des Kunden, der nur eine Flasche Wasser im Supermarkt kaufen möchte, während man selber im Begriff ist, einen vollen Einkaufswagen am Band auszubreiten, wird immer seltener. Dabei ist unser Leben von seinem Beginn an verdankt. Danken müssen wir oft erst lernen, dann aber meist bitter. Im Abklingen einer Krankheit wird der selbständig zurückgelegte Weg ins Bad zu einer Leistung, über die man sich dankbar freut. Der griechische Philosoph Epikur war ein Meister der glücklichen, weil genussvollen, Lebensführung, eine, die es zu erlernen gelte. Er meinte, dass die bewusst mit Dank erlebte Abwesenheit von Schmerz schon reiche, um glücklich zu sein: „Gebt mir einen Becher Wasser und ein Stück Käse, und ich will mit Zeus um Glückseligkeit wetteifern“.


Ein berührendes Beispiel ist Michael J. Fox. Dieser Schauspieler begann eine vielversprechende Karriere in Hollywood in den 80er und 90er Jahren. Dann erkrankte er an Parkinson. Im Jahr 2000 beendete er seine Schauspielerkarriere. In seiner Autobiographie „Lucky Man“ schreibt er: „Wenn ich einen Deal mit Gott machen könnte, dass er die Parkinson-Krankheit von mir nimmt und die letzten 10 Jahre auslöscht – ich würde das nicht machen. Mein Leben ist jetzt so gut. Ich helfe vielen Menschen, die mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen haben. Und das lässt mich mein Leben als ein wertvolles Geschenk annehmen“.


Danken ist ein wichtiges Moment unserer Zivilisation. Es befreit aus der bloßen Isolation von individuellen Rechten und Verantwortlichkeiten und weitet den inneren Horizont. Urgrund des Seins ist uns Christen Gott. Von der großen Denkerin und Heiligen Edith Stein stammt folgendes Gebet:


Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
leg ich diesen Tag in deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
deinen Händen bette ich mich ein.

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